Buchtipp: Subjektorientierte Religionspädagogik konkret. Praxisbausteine für Schule und Gemeinde

Subjektorientierte Religionspädagogik konkret. Praxisbausteine für Schule und Gemeinde, Bild: Calwer

Unterricht vom Lernsubjekt – nicht vom Lerngegenstand her – zu denken, dafür stehen subjektorientierte Religionspädagogik und Gundula Rosenow. Die Bergener Gymnasiallehrerin, die mit einer vielbeachteten Arbeit unter dem Titel »Individuelles Symbolisieren. Zugänge zu Religion im Kontext von Konfessionslosigkeit« promoviert wurde, liefert im vorliegenden Band sozusagen den »Praxisteil« zu ihrer Dissertation. Im Kern steht der Ansatz ganz konsequent von der Lebenswelt der Schüler:innen auszugehen und von dort aus die Brücke zu religiösen Traditionen zu schlagen und diese zu erschließen.

Das Buch bietet 47 Unterrichtsbausteine für den Religionsunterricht von Jahrgangsstufe 7 bis 12, wobei rund die Hälfte der Bausteine dem Oberstufenunterricht zugeordnet werden. Das ist für Gymnasiallehrer insofern nicht verwunderlich, da am Gymnasium in M-V die Hälfte der Religionsstunden in der Oberstufe erteilt werden. Zielgruppe des Buches sind keinesfalls nur Lehrkräfte der Sek II. Auch wer an einer RegS unterrichtet, wird gut nutzbare Anregungen finden!

Die Unterrichtsbausteine beziehen sich auf nahezu alle Lehrplanthemen (lediglich für den Islam und für fernöstliche Religionen werden Lesende nicht fündig). Jeder Unterrichtsvorschlag ist auf einer Seite zusammengefasst: Hier finden sich übersichtlich nicht nur Ablauf, Aufgaben mit Erwartungshorizonten und Durchführungshinweise, sondern auch Anregungen für die Weiterarbeit, Hinweise zur Elementarisierung und zur Zielstellung. Das ist besonders für Studierende und Referendar:innen hilfreich, die von Gundula Rosenow auch ausgebildet werden. Hervorzuheben sind ganz ausgezeichnet systematisierte Erwartungshorizonte, die sich zu übersichtlichen Tafelbildern verarbeiten lassen. Wo weiteres Textmaterial nötig ist, wird dieses selbstverständlich als gut lesbare und sinnvoll gekürzte (!) Kopiervorlage mitgeliefert (ggf. möchten Sie hier und da Ihren Schüler*innen Zeilennummern ergänzen). Das ist bei vielen Texten kein Problem: Wer das Buch kauft, erhält einen Download-Code für Übersichten, Präsentationen und Arbeitsblätter.

Eingeleitet wird das Buch mit einem in zwei kurze Kapitel gegliederten Theorieteil, das den Perspektivenwechsel hin zur Erfahrungswelt der Schüler:innen begründet und die Grundlagen einer subjektorientierten Didaktik erläutert.

Gundula Rosenow schließt ihr Buch mit einem Segen für alle, die religiöse Bildungsarbeit leisten. Hier soll ein Ausschnitt zitiert sein:

»Möge dir die Gewissheit geschenkt werden,
dass du Samen legen und Spuren hinterlassen kannst,
dass vieles von dem, was du gegeben hast,
in späteren Jahren zu wachsen beginnt
und übervolle Früchte trägt.« (S. 138)

Gundula Rosenow: Subjektorientierte Religionspädagogik konkret. Praxisbausteine für Schule und Gemeinde. Stuttgart: Calwer 2021, 141 Seiten. Preis: € 24,95.

Buchtipp: Rechtsfragen zu Religionsunterricht und Schule

Buchcover 100 Rechtsfragen zu Religionsunterricht und Schule
100 Rechtsfragen zu Religionsunterricht und Schule, Bild: Vandenhoeck & Ruprecht Verlage

Darf Religionsunterricht immer auf Randstunden gelegt werden? Kann ich als Religionslehrkraft einer Freikirche angehören? Wie verhalten sich die Fächer Religion und Philosophie zueinander? Wie gehe ich damit um, wenn ein*e Schüler*in sich und andere gefährdet? Darf ich mit Schüler*innen beten? Können Eltern die Teilnahme ihrer Kinder an einer Exkursion in eine Moschee verweigern?

Oft herrscht bei diesen und anderen Fragen bei Religionslehrkräften und Schulleitungen eine gewisse Verunsicherung. Immerhin ist der aktuelle Erlass zum Religionsunterricht über zwanzig Jahre alt und nicht einmal mehr unter der Auflistung der für Unterricht und Schule relevanten Rechtsquellen auf der Internetseite des Bildungsministeriums verlinkt. Wer wird da schon von Ihnen erwarten, dass auch Sie und Ihr*e Vorgesetze*r alle Verordnungen und Paragrafen aus dem Effeff beherrschen, die den Religionsunterricht betreffen?

Das Buch 100 Rechtsfragen zu Religionsunterricht und Schule kann hier eine gewisse Abhilfe schaffen.

In 100 (stilisierten) Fallbeispielen werden mögliche Konfliktsituationen im Zusammenhang mit Religionsunterricht durchgespielt. Dabei folgt die Darstellung immer einem Dreischritt: Auf eine (1.) kurze Schilderung des Konflikts folgt eine (2.) rechtliche Beurteilung, die relevante Rechtsquellen und auch Urteile – soweit vorhanden – benennt, sowie eine (3.) religionspädagogische Einschätzung, die auf mögliche Probleme hinweist, Anregungen aus der Praxis gibt und hinter dem Konflikt stehende Fragen theologisch reflektiert.

Die beiden in Münster lehrenden Autoren Eberhard Holze und Stefanie Pfister haben zwar hauptsächlich Nordrhein-Westfalen im Blick; da jedoch in Mecklenburg-Vorpommern genauso wie in Nordrhein-Westfalen Religionsunterricht auf Grundlage von GG Art. 7,3 erteilt wird, können viele in NRW getroffenen Regelungen auch für MV eine Anregung sein – zumal bei uns deutlich weniger festgelegt ist als anderswo. Die religionspädagogischen Einschätzungen Eberhard Holzes und Stefanie Pfisters können für Ihren Religionsunterricht allemal Anstöße geben, wie sie sich in Konfliktfragen verhalten können.

Übrigens: Der Religionslehrerverband Mecklenburg-Vorpommern hat 2015 einen Flyer zu Rechtsfragen des (Evangelischen) Religionsunterrichts in Mecklenburg-Vorpommern veröffentlicht. Gegenwärtig überarbeiten wir diesen Flyer. Wenn Sie mitmachen mögen, melden Sie sich doch bei uns!

Eberhard Holze, Stefanie Pfister: 100 Rechtsfragen zu Religionsunterricht und Schule. Konkret, juristisch, kompetent. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht Verlage 2019, 212 Seiten. Preis: € 14,99 (eBook) – € 18,00 (Taschenbuch). ISBN: 978-3-525-70252-9